Amazon Prime Video hat ein Problem, das fast jeder Nutzer kennt: Die Empfehlungen werden chaotisch, weil mehrere Familienmitglieder denselben Account verwenden. Plötzlich tauchen Kinderserien zwischen düsteren Thrillern auf, und der Algorithmus weiß nicht mehr, was er vorschlagen soll. Die Lösung liegt in einer Funktion, die viele übersehen – separate Profile mit individuellen Datenschutzeinstellungen, die nicht nur für Ordnung sorgen, sondern auch die Privatsphäre schützen.
Profile einrichten: So einfach funktioniert es wirklich
Amazon Prime Video erlaubt bis zu sechs Profile unter einem Account. Jedes Profil entwickelt seinen eigenen digitalen Fingerabdruck, wodurch der Streaming-Dienst individuell lernt, welche Genres, Schauspieler und Produktionsstile die jeweilige Person bevorzugt. Das bedeutet konkret: Deine Vorliebe für Science-Fiction wird nicht mehr von den Actionfilmen deines Partners oder den Zeichentrickserien deiner Kinder durcheinandergebracht.
Die Einrichtung dauert keine fünf Minuten. In den Kontoeinstellungen findest du den Bereich „Profile verwalten“, wo du neue Profile erstellen und individuell benennen kannst. Jedes Profil erhält ein Profilsymbol zur besseren Unterscheidung. Profile können sowohl über die Web-Version als auch über die App auf Android- und iOS-Geräten, auf Fire-Tablets der zehnten Generation oder höher sowie über Fire TV erstellt und verwaltet werden. Anders als bei manchen Konkurrenzplattformen beschränkt sich die Auswahl allerdings auf vorgegebene Icons.
Die PIN-Sperre als echter Datenschutz-Trick
Hier wird es spannend für alle, die Wert auf digitale Privatsphäre legen. Amazon hat eine PIN-Funktion integriert, die überraschend vielseitig ist. Du kannst nicht nur Kinderprofile sperren, sondern auch dein eigenes erwachsenes Profil mit einer vierstelligen PIN schützen. Das klingt zunächst übertrieben, hat aber handfeste Vorteile.
Besuch ist da, und jemand möchte „mal kurz“ etwas auf Prime Video schauen. Ohne PIN-Sperre landet diese Person automatisch in deinem Profil – mit Zugriff auf deinen kompletten Wiedergabeverlauf, deine Watchlist und all die peinlichen Reality-Shows, die du nur „aus Neugier“ geschaut hast. Mit aktivierter PIN bleibt dein Profil dein persönlicher Bereich.
Die Einrichtung der PIN erfolgt über die Prime-Video-Einstellungen. Unter „Kindersicherung“ findest du die Option „Kaufbeschränkungen“ und darunter die Möglichkeit, eine Prime-Video-PIN festzulegen. Der Trick: Du musst für jedes zu schützende Profil einzeln festlegen, dass es PIN-geschützt sein soll. Das geschieht in den Profileinstellungen unter dem Punkt „Profilsperre“. Viele Nutzer übersehen diesen zweiten Schritt und wundern sich dann, warum die PIN nicht abgefragt wird.
Altersbeschränkungen intelligent nutzen
Amazon erlaubt es, für jedes Profil individuelle Altersbeschränkungen zu setzen. Das ist nicht nur für Kinderprofile relevant. Du kannst beispielsweise ein „Gäste-Profil“ mit einer FSK-16-Beschränkung anlegen, das du verwendest, wenn Freunde zu Besuch sind. So verhinderst du, dass versehentlich verstörende Inhalte in der Auswahl erscheinen, während dein Hauptprofil unberührt bleibt.
Die Altersbeschränkungen lassen sich nach FSK 0, 6, 12, 16 und 18 staffeln und werden konsequent durchgesetzt. Sie lassen sich nur mit der PIN ändern. Wichtig zu wissen: Die PIN funktioniert auf Kontoebene, was bedeutet, dass die Sicherheitseinstellungen zentral verwaltet werden.
Der Wiedergabeverlauf verrät mehr als du denkst
Wenige Nutzer machen sich klar, wie viel der Wiedergabeverlauf über persönliche Vorlieben verrät. Er zeigt nicht nur, was du geschaut hast, sondern auch wann und wie lange. Hast du eine Serie nach zehn Minuten abgebrochen? Diese Information speichert Amazon. Hast du eine bestimmte Folge dreimal angesehen? Auch das wird vermerkt.
Mit separaten Profilen verhinderst du nicht nur, dass andere diese Daten einsehen können – du schützt auch den Algorithmus vor Fehlinterpretationen. Jedes Profil enthält separate Empfehlungen und eine auf der Profilaktivität basierende Beobachtungsliste. Wenn dein Partner eine Doku über Finanzen schaut, während du auf düstere Thriller stehst, produziert ein gemeinsames Profil einen undurchsichtigen Datenmix. Der Algorithmus versucht dann, beiden Vorlieben gerecht zu werden, und scheitert an dieser unmöglichen Aufgabe.

Erweiterte Datenschutz-Optionen für Profis
Amazon bietet noch weitere Einstellungen, die in puncto Privatsphäre interessant sind. Unter „Datenschutzeinstellungen“ findest du die Option, die Wiedergabe-Aktivitäten zu löschen. Das funktioniert allerdings nur für das gesamte Konto, nicht für einzelne Profile – eine Schwäche im System, die hoffentlich noch behoben wird.
Spannend ist auch die Möglichkeit, das automatische Abspielen der nächsten Episode zu deaktivieren. Das hat zwar keinen direkten Datenschutzbezug, verhindert aber, dass beim gemeinsamen Schauen versehentlich die nächste Folge startet und im Verlauf landet, obwohl du gar nicht mehr zugeschaut hast.
Mobile Geräte und Profile richtig nutzen
Auf dem Smartphone oder Tablet funktioniert das Profilsystem etwas anders als am Desktop. Nach dem Öffnen der App musst du aktiv das gewünschte Profil auswählen – die App merkt sich zwar deine letzte Wahl, wechselt aber nicht automatisch. Das ist gewöhnungsbedürftig, bietet aber einen Sicherheitsvorteil: Leiht jemand kurz dein Handy, um etwas auf Prime Video zu schauen, kann diese Person nicht so einfach in deinem Profil landen.
Bei Tablets, die von mehreren Familienmitgliedern genutzt werden, empfiehlt sich die Kombination aus Prime-Video-Profilen und den Geräteprofilen des Betriebssystems. Android und iPadOS bieten eigene Mehrbenutzerfunktionen, die zusätzliche Sicherheit schaffen.
Gleichzeitiges Streaming und technische Grenzen
Mit demselben Account kannst du bis zu drei Videos gleichzeitig auf verschiedenen Geräten streamen. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Nicht mehr als zwei Geräte dürfen gleichzeitig dasselbe Video abspielen. Das ist besonders in größeren Haushalten relevant, wo mehrere Personen auf denselben Account zugreifen. Die Profile helfen hier, die Nutzung zu strukturieren und Konflikte zu vermeiden.
X-Ray und Profile: Die unterschätzte Kombination
Die X-Ray-Funktion von Amazon zeigt während der Wiedergabe Informationen zu Schauspielern und Musik an. Weniger bekannt: Diese Funktion speichert auch, welche Zusatzinformationen du abrufst. Mit separaten Profilen bleibt diese Detailinformation getrennt, was die Empfehlungsqualität nochmals verbessert. Hat dein Partner eine Vorliebe für bestimmte Schauspieler und klickt häufig auf deren X-Ray-Profile, beeinflusst das nicht länger deine eigenen Vorschläge.
Praktische Tipps für den Familienalltag
Erstelle ein neutrales „Gemeinsam“-Profil für Filme und Serien, die ihr als Familie zusammen schaut. So bleiben die individuellen Profile wirklich persönlich, während das gemeinsame Profil die Familienaktivitäten sammelt. Das hat einen schönen Nebeneffekt: Ihr könnt später nachvollziehen, welche Filme ihr zusammen genossen habt – eine Art digitales Familientagebuch.
Für Paare empfiehlt sich eine klare Regelung: Jeder bekommt sein eigenes Profil, auch wenn man viel gemeinsam schaut. Die Versuchung ist groß, einfach das erstbeste Profil zu verwenden, doch die langfristigen Vorteile überwiegen deutlich. Die Empfehlungen werden präziser, und niemand muss sich rechtfertigen, welche Guilty-Pleasure-Serien im Verlauf auftauchen.
Die Kombination aus separaten Profilen und PIN-Schutz verwandelt Amazon Prime Video von einem offenen in einen strukturierten, privaten Streaming-Dienst. Der initiale Aufwand von wenigen Minuten zahlt sich durch bessere Empfehlungen und echten Datenschutz langfristig aus. Besonders in Zeiten, in denen digitale Privatsphäre zunehmend wichtiger wird, sind solche einfachen Maßnahmen Gold wert.
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